Selbstverständnis der GRAS-Hochschulgruppe
Fassung vom 12.09.2015

Präambel
Wir, die Grünen und Alternativen Student*innen Bochum (GRAS Bochum) sind ein bunter Haufen von Studierenden, die sich gemeinsam für eine ökologisch-soziale Hochschule einsetzen. Uns verbinden gemeinsame Grundwerte: Wir sind ökologisch, solidarisch, feministisch, basisdemokratisch und engagieren uns für eine befreite Gesellschaft. Wir setzen uns für eine Hochschule und Gesellschaft ein, in der alle Menschen gleichberechtigt sind und leben können, ohne Diskriminierungen ausgesetzt zu sein. Bei uns sind alle Aktiven gleichermaßen Teil der GRAS, es gibt keine Chef*innen, die den Ton angeben. Wir treffen unsere Entscheidungen gemeinsam und auf Augenhöhe. Der freie Hochschulzugang und die aktive Mitgestaltung der Hochschulen durch Studierende sind zentrale Themen für die GRAS. Wir kämpfen gegen Ausgrenzung und Benachteiligung von Menschen aufgrund von gesellschaftlich vorgegebenen Kategorien wie Geschlecht, Sexualität, Gesundheit, regionaler und sozialer Herkunft. Wir wünschen uns eine Hochschule, die allen Menschen offen steht. Nachhaltigkeit und ökologischer Umgang mit Ressourcen sind uns ebenso wichtig, wie Feminismus als Querschnittsaufgabe für unser Handeln und Denken.
Wir sehen Studierendenvertretung und Bildungspolitik nicht losgelöst von der Gesellschaft. Deswegen setzen wir uns für Feminismus und Gleichstellung auf allen Ebenen, Antifaschismus sowie Ökologie ein, kämpfen gegen Diskriminierung und hinterfragen vorgegebene Systeme. Unser Ziel ist, eine Transformation hin zu einer befreiten Gesellschaft, jenseits von Grenzen, Nationen und Kapital. Die Studierendenvertretung sehen wir als einen Raum für progressives Engagement. Diesen sollen alle nützen können. Daher setzen wir uns dafür ein, dass möglichst viele Menschen die Studierendenschaft aktiv mitgestalten können. Hierbei stehen Förderung und Empowerment von Frauen* an oberster Stelle.

1. Ökologisch
Die Ruhr-Universität steckt mitten in einem Transformationsprozess, dieser muss genutzt werden. Wir wollen weniger Beton sowie mehr Grün und damit einen echten Ökocampus erreichen. Alle Gebäude sollen im Zuge der Campusmodernisierung so gestaltet werden, dass sie den höchsten ökologischen und energetischen Standards genügen. Ein lebenswerter Campus soll zum Verweilen einladen, mit Wasserflächen, Grillplätzen, Sportangeboten und natürlich mehr Bäumen und Freiflächen. Auch die Gärten sollen stärker in das Leben an der RUB einbezogen und aufgewertet werden. Wir wollen die ökologische Forschung – z.B. in der Umwelttechnik – stärker in die Veränderung des Campus einbeziehen. Kluge Abwasser-, Heizungs- und Müllsysteme müssen her. Unser Ziel ist, dass an der Ruhr-Uni selbst verstärkt erneuerbare Energien eingesetzt werden. Neben dem ökologischen Campus wollen wir als GRAS aber auch an der ökologischen Bildung mitwirken. Wir sehen uns als Teil der weltweiten ökologischen Bewegung. Unser Antrieb ist der Erhalt unserer Erde und unserer Artenvielfalt.

2. Solidarisch
Wir wollen eine solidarische Gesellschaft und Universität. Allen Menschen muss der Zugang zur Hochschule ermöglicht werden, unabhängig von Diskriminierungen, wie den eigenen finanziellen Möglichkeiten, dem Gesundheitszustand, dem vorgegebenen Geschlecht oder einem nicht-deutsch klingendem Namen. Hochschulen unterwerfen sich immer mehr den Mechanismen des Marktes. Marktkonforme Unis sind ein erster Schritt hin zu einer marktkonformen Demokratie. Dem müssen wir entschieden entgegentreten. Universitäten sind ein Ort der Bildung und nicht der Verwertbarkeit. Die Marktlogik muss überall zurückgedrängt werden, mit dem Ziel der Überwindung des Kapitalismus. Dazu kann die Wissenschaft einen großen Beitrag leisten.
Die Studierendenschaft muss ebenfalls solidarischer werden. Der Sozialbeitrag, den alle Studierenden zahlen müssen, steigt und steigt. In absehbarer Zeit, wird er wohl nicht wieder sinken. Deswegen brauchen wir einen stärkeren sozialen Ausgleich. Die Sozialtransfers an Studierende, die nicht über ein ausreichendes Einkommen verfügen, müssen deutlich erhöht werden.
Als GRAS wollen wir uns dafür einsetzen, dass die Studierendenschaft verstärkt Geflüchtete unterstützt. Die Ruhr-Uni soll noch mehr ein Ort des Willkommens für alle Menschen werden.
Sämtliche Lebenserfahrungen, die im In- oder Ausland erbracht wurde, müssen anerkannt werden.

3. Feministisch
Die Gesellschaft ist auf männlichen Strukturen aufgebaut und diese gilt es zu verändern. Die Sprache und die vorherrschenden Kommunikationsformen sind häufig männlich geprägt. Wir setzen uns zum Ziel, feministische Strukturen zu schaffen und zu festigen, bei uns selbst, in der Uni und der Gesellschaft. Gesellschaftlich konstruierte Rollenbilder müssen überwunden werden. Kein Mensch ist frei von Diskriminierungen, auch wir müssen immer wieder neu dazulernen und uns selbst hinterfragen und verbessern. Wir wollen uns dafür stark machen, dass Frauen* gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben können. Kein Mensch darf aufgrund seines vorgegebenen Geschlechts, seiner sexuellen Identität oder Orientierung diskriminiert werden. Von diesem Ziel sind wir in unserer Gesellschaft leider noch weit entfernt. Es zu erreichen, gilt unsere ganze Kraft. Dazu wollen wir unsere eigenen Strukturen nutzen, aber auch die Ressourcen der Studierendenschaft, für ganz praktische und theoretische Veranstaltungen sowie verstärkte Aufklärungsarbeit.

4. Basisdemokratisch
Wir wollen Hochschulpolitik nicht nur im Kreise einiger weniger, sondern eine Beteiligungsform die es jeder*m Studierenden ermöglicht, sich einzubringen. Als GRAS sind wir basisdemokratisch, wir kennen keine Chef*innen oder Wortführer*innen. Alles wird von unserer Basis entschieden. Wir hören aber nicht bei uns auf, wir wollen, dass die gesamte Gesellschaft demokratischer wird. Diejenigen, die von Entscheidungen betroffen sind, sollen auch darüber mitentscheiden können und zwar gleichberechtigt. Auch deswegen sind wir froh, dass für sehr viele Fragen, die Viertelparität in universitären Gremien eingeführt wurde. Professor*innen, wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Mitarbeiter*innen sowie wir Studierende dürfen gleichberechtigt über wichtige Fragen der Uni entscheiden. Dies ist ein großer Fortschritt, erkämpft von den Student*innen in NRW. Studierende sollen aber auch über den Lehrinhalt in einzelnen Veranstaltungen mitentscheiden können. Aus Sicht der GRAS braucht es viel mehr Kooperation und Verständigung über Lehre und Forschung. Dazu wollen wir verstärkt in den Dialog mit allen Statusgruppen an der Hochschule eintreten. Gemeinsam können wir unsere Universität besser machen. Viele positive Aspekte in Lehre und Forschung gilt es weiter auszubauen. Kritische Punkte werden wir hinterfragen und uns für ihre Änderung einsetzen.
Um mitentscheiden zu können, braucht es aber auch bessere Informationen. Deswegen wollen wir, dass die Studierendenschaft und die Universität transparenter werden und über Sachverhalte besser aufklären. ASten und Unis müssen zum Mitmachen animieren und endlich mehr Studierende beteiligen.

5. Befreit
Die Ruhr-Universität Bochum rühmt sich mit dem Leitbild eine weltoffene und internationale Universität zu sein. Leider entspricht dies nicht immer der Realität.
Wir streiten für eine befreite Gesellschaft! Jenseits von Grenzen und Nationen, jenseits von Unterdrückung und Kapital. Wir sind antirassistisch und antifaschistisch, wir stemmen uns gegen Sexismus, Antisemitismus, Behindertenfeindlichkeit, Homo- und Transphobie. Als GRAS stehen wir für emanzipierte Individuen in einer befreiten Gesellschaft. Unsere klaren Grundsätze können nur Stück für Stück umgesetzt werden. Dazu braucht es Dialogbereitschaft und konstruktive Forderungen. Wir werden unsere Grundsätze jedoch mit aller notwendigen Schärfe und Radikalität verteidigen und für sie einstehen.

Wir sind eine hochschulpolitische Gruppe an der Ruhr-Uni, die durch Freundschaft und Fairness getragen wird. Wir sind loyal zueinander und zur internen Selbstkritik bereit. Wir suchen den Dialog mit allen hochschulpolitischen Akteur*innen und arbeiten mit jenen zusammen, die uns inhaltlich nah stehen. Wir sind grün, sozial und alternativ.