Studentenverbindung: Eine Reise in die Vergangenheit



Mittwoch besuchten einige Vertreter*innen der hochschulpolitischen Listen aus dem Studierendenparlament die Studentenverbindung Ubia Brunsviga. Auch als GRAS haben wir daran teilgenommen. Wir haben uns diese Entscheidung jedoch nicht leicht gemacht. Allerdings hatten wir die Befürchtung, dass die AStA-tragenden Listen keine kritischen Fragen stellen würden. Leider wurde unsere Befürchtung bestätigt.

GRAS gegen Korporierte

Von den AStA-tragenden Listen waren nur die Jusos und die GEWI vertreten, sie stellten an die Mitglieder der Studentenverbindung keine einzige Frage. Auch der RCDS war mit dabei, über ihn wurde der Kontakt zur Verbindung hergestellt. Nur die Mitglieder der GRAS stellten deutliche Fragen. Aus unserer Sicht argumentierten die Verbindungsstudenten wie Mitläufer. Kein einziger inhaltlicher Grund wurde genannt, warum sie in die Verbindung gegangen sind. Einer meinte, dass das Wohnheimzimmer sehr günstig war und er dadurch die Menschen kennengelernt hat und dort geblieben ist. Ein anderer sagte, dass schon sein Vater und Großvater bei der Ubia Brunsviga Mitglied waren. Alle Korporierten betonten, dass die Gemeinschaft und der Zusammenhalt untereinander das Wichtigste sei. Jedoch kann es dieses Gefühl aus unserer Sicht in jeder anderen Gruppe auch geben. Auf unsere Frage, was die Verbindung von anderen Vereinen unterscheidet, hieß es immer wieder: Das Lebensbundprinzip!

„Frauen haben kein Interesse“

Unsere Kritik, dass Frauen* nicht aufgenommen werden, wurde schlicht damit abgetan, dass alle Fechten müssten und Frauen* würden nicht fechten wollen. Der Grund des Fechtens, war für uns nicht ersichtlich. Sie selbst gaben als Beweggrund die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls sowie eine höhere Verbindlichkeit durch diese Aufnahmehürde an. Wenn man die facebook-Seite der Verbindung betrachtet, fällt die Ubia Brunsviga ohnehin nur mit Saufgelagen und sexistischen Bildern auf. Vielleicht stören sich einige Frauen* ja auch daran.

Rechts sind immer nur die anderen

Wir haben die Verbindungsstudenten immer wieder mit rechten Vorfällen in ihrem Dachverband, dem Coburger Convent, konfrontiert. Aber sehr vergleichbar zu einem AfD-Kreisverband, sind immer nur die anderen rechts, aber sie selbst natürlich nicht. Warum sie dann aber noch nie einen Antrag auf Ausschluss der offensichtlich extrem rechten Verbindungen gestellt haben, bleibt ihr Geheimnis. Die Ubia Brunsviga ist, laut ihren Mitgliedern, völlig unpolitisch. Aber sie lehnen angeblich „linken und rechten Extremismus“ ab.

Bund fürs Leben

Der Besuch dieser Verbindung war für uns wie eine gruselige Reise in die Vergangenheit. So in etwa müssen Studierendenschaften in den 50er Jahren ausgesehen haben. Natürlich haben wir als Liste GRAS auch Bedenken gegenüber Studentenverbindungen. Leider fühlen wir uns nun aber bestätigt darin, dass solche Gruppen sinnlos sind. Sie schließen Frauen* aus, ohne auch nur irgend ein Argument dafür zu haben, sie praktizieren Vaterlandsliebe, ohne definieren zu können, was das ist, sie betreiben martialische Kampfsportarten, sie geben sich unpolitisch, wollen aber nichts gegen extrem Rechte Korporierte tun, sie stehen für ein patriarchales Lebensbundprinzip, dass eher an den Militarismus des 19. und 20. Jahrhundert erinnert. Als GRAS lehnen wir solche Zusammenschlüsse weiterhin ab: Sie passen nicht zu einer modernen und weltoffenen Universität und Gesellschaft!